Vierter Tag

Sonne und Mond werden geschaffen zur Bestimmung der Jahres- und der Festzeiten, auch sie ohne jede Chaosmacht. (Gen.1,14-19)

Israel nimmt die Schöpfungsvorstellungen seiner Umwelt auf, um seinen Glauben an den Schöpfergott zu formulieren. So finden wir in der Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift (Gen 1,1-2,4a) Abhängigkeiten von ägyptischen Traditionen, die schon eine vorexilische Priesterlehre beeinflußt haben. Hier ist insbesondere das sogenannte Denkmal memphitischer Theologie zu nennen, das wahrscheinlich aus der Zeit des Alten Reiches stammt (die Zeit der großen Pyramiden, 2800-2300 v.Chr.). Auch darin ist die Rede von einer Schöpfung durch das Wort und der Ruhe bzw. der Zufriedenheit des Gottes Ptah.
Diese Priesterlehre wurde dann in der Zeit des Exils unter dem Einfluß babylonischer Mythen in die jetzige Gestalt gebracht. So beschreibt insbesondere das Enuma-Elisch-Epos ein ursprüngliches Wasserchaos, in das die Welt hineingeschaffen wird, der Himmelsozean wird auch hier durch ein Firmament abgeschlossen. Die Gestirne werden zur Bestimmung der Zeiten geschaffen, der Mensch zur Arbeit und zum Dienst für die Götter.
© Martin Kornelius 1995, 2016