Mathematischer Anhang

Kapitel 3b: Bewegung in der Schwarzschild-Metrik

Zum Vergleich mit den ("altbekannten") Bewegungsgleichungen der Newtonschen Lösung in Kapitel 4 (vgl. Kapitel 4b: Bewegung in der Newtonschen Metrik) soll hier die Bewegung in der Schwarzschild-Metrik vorgestellt werden.

Wir erhalten die gesuchten Bewegungsgleichungen als Euler-Lagrange-Gleichungen
Euler-Lagrange-Gleichungen
indem wir in die Lagrangefunktion L die Schwarzschild-Metrik (8) einsetzen:
Lagrangefunktion
Die Anfangsbedingungen theta gleich pi/2 und dtheta / dtau gleich null können wir durch geeignete Drehung des Koordinatensystems erreichen.
Wie aus den Euler-Lagrange-Gleichungen für die genannte Koordinate theta leicht zu sehen ist, verschwindet dann auch d2 theta nach d2 tau. Die Bahnkurve bleibt also, wie in der Newtonschen Theorie, beständig in einer "Ebene" dtheta / dtau gleich null.

Die Koordinaten phi und ct sind zyklisch. Somit gelten zwei Erhaltungssätze, der Drehimpulssatz und der Energieerhaltungssatz
Drehimpulserhaltung und Energieerhaltung

Um die Form der Bahnkurve r = r(phi) zu erhalten, betrachten wir anstelle der vierten Gleichung für r die Definitionsgleichung der Eigenzeit tau: Definitionsgleichung in der Form
(10a) Definitionsgleichung
(wobei wir schon die Anfangsbedingungen ausgenutzt haben).
Um schließlich die Bahnkurve zu erhalten, nutzen wir die beiden obigen Erhaltungssätze und substituieren u = 1/r. So erhalten wir nach einfacher Rechnung
(10b) Differentialgleichung für u=1/r
In der Newtonschen Theorie fehlt der in u nichtlineare Term, die Lösungen sind dort die Kegelschnitte
Lösungen der Differentialgleichung bei Newton
Für gewöhnliche Geschwindigkeiten liefert dieser nichtlineare Term nur eine sehr kleine Korrektur der Newtonschen Bahn. Im wesentlichen wird sich "ein Teilchen, das sich in dem hier diskutierten Feld bewegt, ... also offenbar so verhalten, als ob es unter dem Einfluß einer Newtonschen Kraft stünde, die von einem materiellen Teilchen mit der Gravitationsmasse m im Ursprung ausgeht."
(so Sir Arthur S. Eddington, in: Relativitätstheorie in mathematischer Behandlung 1925, Seite 122)

Da nun Schwarzschildradius/r << 1 ist (verhältnis schwarzschildradius zum abstand r), erhalten wir eine gute näherungslösung, wenn wir in den nichtlinearen term die newtonsche lösung einsetzen. damit folgt schließlich
erste Näherung der allgemeinen Lösung
Die Lösung ist nicht mehr 2pi-periodisch, ein Planet wird sich auf einer Rosette statt einer Newtonschen Ellipse um die Sonne bewegen. Dieser Effekt ist die Periheldrehung.

Setzen wir die beiden Erhaltungssätze (Drehimpulssatz umd Energiesatz) in die Definitionsgleichung der Eigenzeit tau in der Form (10a) ein, erhalten wir
Herleitung des effektiven Potentials
Diese Gleichung hat die Form eines Energiesatzes für ein Teilchen der Masse m = 1 und der Energie Energie, das sich im effektiven Potential
(10c) effektives Potentials
bewegt.
Die beiden ersten Terme entsprechen gerade dem Newtonschen effektiven Potential
effektives Potentials newtonsch
wobei wir rs ist gleich ... eingesetzt haben (beachte: m = 1).
(vgl. Kapitel 4b: Bewegung in der Newtonschen Metrik)

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Die Allgemeine Relativitätstheorie, leicht verständlich erzählt - © Martin Kornelius 2016