Ende des Jahres 1964 schlug der Wissenschaftler Irwin I. Shapiro ein Experiment vor, um die Raumdehnung auszumessen. Ein Radarsignal wird von der Erde ausgesendet und am Nachbarplaneten Venus reflektiert. Wenn das Signal die Erde wieder erreicht, kann aus der Laufzeit die Entfernung Erde - Venus berechnet werden. Steht nun die Sonne fast zwischen Erde und Venus, muss das Radarsignal am Sonnenrand vorbei. Dort ist der Raum am meisten gedehnt. Natürlich unterliegt das Radarsignal auch der Zeitdehnung in Sonnennähe. Eine genaue Analyse der Messergebnisse muss also auch diesen Effekt berücksichtigen.
Die technischen Vorbereitungen waren Ende 1966 fertig. Dazu kam, dass zu dieser Zeit die Venus günstig zur Sonne stand. Tatsächlich konnte mit diesen Experimenten die Einsteinsche Raumdehnung bestätigt werden. So ist die Venus, am Sonnenrand vorbei gemessen, etwa 36 km weiter entfernt als wir durch Berechnungen ohne Raumdehnung erwarten würden. Messungen mit Merkur, dem sonnennächsten Planeten, fanden im Folgejahr statt. Die Genauigkeit dieser Experimente betrug etwa 97 %. Dies entspricht einer Unsicherheit in der Messung von nur 1 km.
Die größte Fehlerquelle bei diesen Messungen liegt in der mangelnden Kenntnis der Planetenoberfläche. Das Signal wird ja an
dieser Oberfläche reflektiert. Die beste Abhilfe verspricht die Kombination von Planet und Sonde.
Mitte 1976 erreichten die Sonden Viking 1 und Viking 2 den Mars und setzten ihre Landungsfahrzeuge aus. Ende des Jahres war
Mars in einer günstigen Messposition. Der Weg der verwendeten Radiowellen führte auch hier am Sonnenrand vorbei. Die
Auswertung der Daten dauerte eineinhalb Jahre. Dann war die Einsteinsche Theorie mit einer Genauigkeit von 99,9 Prozent
bestätigt. Die Entfernung Mars - Erde wich hier um mehr als 30 Kilometer von ihrem "Normalwert" ab.