Lesungstext Kurz-Auslegung zu Lukas 23,35-42
(Christkönigfeier im Senioren-Zentrum, Lesejahr C)

Was für böse Worte. Zynisch, verletzend, abwertend. Da hängt einer leidend am Kreuz, blutüberströmt, und dann das: Rette dich doch selbst.
Die Führer des Volkes verlachen ihn, die römischen Soldaten verspotten ihn. Ja selbst der Verbrecher, der mit ihm am Kreuz hängt, verhöhnt ihn: „Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich doch selbst und auch uns!“
Ja, denn das hatten die Leute erwartet, einen neuen König, einen Messias, oder eben auf griechisch: einen Christus, der das Volk mit starker Hand rettet und die römische Besatzung aus dem Land treibt. Ein neuer König, der allen zeigt, wer hier Herr im Hause ist. Aber da hängt er nun, dieser neue König.

Dreimal Häme, dreimal verspottet und verlacht – und dann kommt der Schlüsselsatz: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“

Und Jesus antwortet: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Hier zeigt sich die Macht Gottes und die des neuen Königs. Denn ganz tief beugt sich Gott herab, tief hinein in unser Leiden und unseren Tod. Um uns zu retten. Denn dort, im Leiden und im Tod, da findet er uns, uns Menschen.

Er rettet nicht sich selbst, steigt nicht herab vom Kreuz, sondern hält das Leiden und das Kreuz aus – damit wir im Leiden und Kreuz nicht verloren gehen, damit wir gerettet werden.

Das ist unsere Hoffnung, wenn auch wir rufen: „Jesus, denk an mich“, dass Gott auch zu uns spricht: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Im Garten, wo der Mensch mit seinem Gott wandelt. Leben und Liebe.

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Das fragt Jesus nicht nur seine Jünger, als er mit Ihnen unterwegs nach Jerusalem ist. Diese Frage gilt auch uns.

Und wir antworten:
Jesus, ja, du bist der wahre König. Der König der Liebe und der Gerechtigkeit, der sich klein macht, um uns zu retten.

© Martin Kornelius