Der Text, den wir gerade gehört haben, wirkt ja zunächst befremdlich. Da wird ein Richter vorgestellt, der so gar nicht ein guter Mensch ist: ungerecht und rücksichtslos den Menschen gegenüber, ja nicht einmal Gott fürchtet er. Das absolute Gegenbild zu Gott selbst, denn Gott ist ja ein gerechter Richter.
Auf der anderen Seite eine Witwe, schutzbedürftig und arm. Genau diese Menschen meint Jesus, wenn er sagt: „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“
Und diese Witwe wird als Vorbild dargestellt: So wie sie beharrlich und geduldig für ihre Sache eintritt und damit sogar den ungerechten Richter überwindet, so sollen auch wir im Gebet nicht nachlassen, beharrlich daran festhalten.
Wie sollte da Gott dann nicht auch helfen, der doch gerecht ist und die Menschen liebt? Wie sollte er, der Gute und Gerechte, seinen Auserwählten dann kein Recht verschaffen?
Wie heißt es am Anfang des Evangeliums: „Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten“.
Ja, Gott wird helfen.
Am Ende kommt aber eine neue Perspektive hinzu: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“
Das beharrliche Gebet ist es also, das den Glauben erhält und festhält bis zum Ende, bis der Menschensohn kommt.
Wie ein Baum in der Erde wurzelt und sich vom Grundwasser nährt, so lebt auch unser Glaube vom Gebet.
Denn das Gebet ist wie dieses Grundwasser, das Gebet nährt den Glauben und hält ihn am Leben.
Und wie der Baum ohne stetes Wasser schließlich austrocknet und vergeht, so trocknet auch unser Glaube aus, wenn er nicht von einem beharrlichen und steten Gebet genährt und am Leben gehalten wird.
So ruft uns Jesus zu: Lasst nicht nach im Gebet, dann werde ich auch Glauben finden, wenn ich wiederkomme.