Lesungstext Auslegung zu Lk 17,11-19
(Wortgottesdienst mit Bußfeier im Advent 2011)

Leben, das ist mehr als sich einfach nur bewegen,
Leben, das ist "Ausgreifen" in die Zukunft, Erwartungen setzen in die Zukunft, gestalten,
Leben, das ist hoffen können.

Und doch gehört das zusammen: sich bewegen - hoffen
Wer die Hoffnung verliert, verliert die Zukunft,
der wird unbeweglich, er erstarrt,
er sieht keine Möglichkeiten mehr.

Wer die Hoffnung verliert, dem sind die Wege in die Zukunft versperrt.

Im heutigen Evangelium geht es um solche Menschen, ganz dramatisch:
Es sind zum Tode Geweihte, weil aussätzig.
Keine Hoffnung mehr, je wieder gesund zu werden,
keine Erwartungen mehr an die Zukunft.

10 Menschen ohne Hoffnung,
mit kaum noch Bewegungsspielraum,
erstarrt, eigentlich schon tot.
Lassen wir das "eigentlich" weg - sie sind schon tot.
Denn es gibt keine Hoffnung mehr für sie,
sie sind von jeder Gemeinschaft, von jeder Zukunft ausgesperrt.

Als Jesus auf sie zukommt, bewegt sich doch noch etwas
in diesen zum Tode Geweihten.
Sie machen einen kleinen Schritt auf ihn zu,
recken ihm die Hände entgegen.

Zu mehr genügt ihre Kraft nicht mehr,
zu mehr genügt ihre Hoffnung nicht mehr.

Da schaut Jesus sie an:
Er macht ihnen den Weg zum Leben wieder frei,
er schickt diese 10 Aussätzigen ins Leben zurück:
"Macht euch auf den Weg".
Macht euch wieder auf den Weg,
denn es gibt auch für euch Hoffnung und Leben.

Und „während sie ... gingen, wurden sie rein“.

So kann auch Schuld wirken,
dass die Seele erstarrt und die Wege in die Zukunft versperrt werden.
Die Schuld legt sich wie ein schweres Tuch auf die Seele.
Wo bin ich schuldig geworden gegenüber einem Anderen?
Schuldig gegen mich?
Schuldig gegen Gott?
Schuld kann mir die Zukunft verstellen,
kann mir den Weg in die Zukunft blockieren,
kann meine Lebendigkeit erstarren lassen.

Wage ich es nun ebenfalls, diesen kleinen Schritt auf Jesus zuzugehen.
Wage ich es ebenfalls, meine Hand nach ihm auszustrecken und ihn um Rettung zu bitten.

Er ist doch schon längst auf dem Weg zu mir.
Schon längst ruft er mir zu:
Mache dich wieder auf den Weg,
auf den Weg des Leben.

Das geschieht hier und jetzt.
Das glauben wir ja, dass ER uns im Evangelium entgegenkommt und uns anspricht, uns immer wieder Mut macht.

Ja, und das ist auch Advent.
Er, den wir erwarten, ist schon unterwegs zu uns,
unterwegs zu jedem Einzelnen von uns.

Und deshalb können wir uns immer wieder auf den Weg machen.
Heraus aus der Schuld, die uns immer wieder niederwirft.
Heraus aus dem Tod, der uns immer wieder einfängt.
Hinaus auf den Weg des Leben,
hinaus in die Hoffnung.

Fragen wir noch ein Stück weiter:

Wohin führt dieser Weg des Lebens?
Was ist das Ziel unserer Zukunft? Ziel unserer Hoffnung?

Schauen Sie sich den einen im Evangelium an, der dies erkannt hat:
Dieser eine „aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war und er lobte Gott mit lauter Stimme“.
Vielleicht sogar mit den Worten Jesajas:
„Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott..“

Ja, der eine erkennt, dass jeder Weg zu IHM führt und zum Dank.

Und so wird aus Advent Weihnachten.

© Martin Kornelius