Lesungstext Auslegung zu Lk 13,22-30
(21. So. im Jahreskreis, Lesejahr C)

„Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“
Letztes Jahr – während unserer Israel-Wallfahrt – waren wir in Bethlehem und besuchten dort die Geburtskirche Jesu Christi. Da mussten wir durch eine solch enge Tür gehen. Eng und niedrig. Und etwas weiter und einige Treppenstufen hinab durch eine weitere enge und niedrige Tür, um dann endlich an die Geburtsgrotte zu kommen.
Das war dann auch ein ganz schönes Gedränge und Geschiebe und wir hatten unsere liebe Mühe, als Gruppe zusammenzubleiben und durch diese enge Tür zu kommen. Wer dabei war, erinnert sich bestimmt noch daran. Eine ähnliche Situation stellt das heutige Evangelium vor. Ein paar Sätze weiter ist diese Tür dann sogar verschlossen. Alle Mühe ist dann umsonst.

Es geht um die Frage, wer denn gerettet werde: viele oder eben doch nur wenige. Und gemeint ist damit die Frage, ob denn nicht alle aus dem auserwählten Volk Israel gerettet werden. Das Volk Israel ist ja von Gott auserwählt und die Stammvater sind Abraham, Isaak und Jakob. Wie sollte da nicht das ganze Volk Israel gerettet werden?
Jesus stellt diese Diskussion vom Kopf auf die Füße. Diese ganze Fragerei ist sinnlos und unnütz – „das ganze Volk oder nicht“, „viele oder wenige“ –, wenn sich der Einzelne erst gar nicht darum bemüht. Und jetzt gilt es, sich zu bemühen, der jetzige Augenblick zählt.
Bemüht euch jetzt mit allen Kräften, bevor der Herr des Hauses die Türe schließt und sagt: ‚Ich kenne euch nicht‘.

Und was heißt das jetzt für uns?
‚Ich kenne euch nicht‘, sagt der Hausherr im Evangelium?! Das heißt doch: Jesus jetzt in das eigene Leben hineinlassen - er will, nein, er muss mich kennenlernen. Es genügt eben nicht, in seinem Beisein zu essen und zu trinken, wie es im Evangelium heißt, oder ihn auf den Straßen zu hören. Nein, ein Schüler Jesu werden, ein Jünger Jesu werden und dann auch ein Freund Jesu. Raus aus der Kuschelecke des Glaubens und raus aus der Zuschauerrolle.

Das ist nicht immer einfach. Deshalb spricht Jesus im Evangelium ja auch davon, sich mit allen Kräften bemühen zu müssen. Die Tür, durch die wir hindurch müssen, kann ganz schön eng sein.
Das kann heißen: Bin ich bereit, all mein Versagen, mein Scheitern vor Gott zu bringen; ganz hart gesagt: meine Armseligkeit, ihm, Gott hinzuhalten. Ihn um Kraft und vielleicht sogar um Heilung zu bitten.
Und: Bin ich bereit, mein Herz zu öffnen und ihn, Gott, in meinem Nächsten zu erkennen? In der Not des Nächsten – wie ja auch Papst Franziskus immer wieder betont? Der Nächste wird dann zur engen Tür meines Glaubens.

Und jetzt erschrecke ich und sehe mich vielleicht an der letzten Stelle, wage nicht, nach vorne zu gehen. Dann spricht er, Jesus Christus, in mein Herz hinein: Komm zu mir, ich kenne dich. Siehe, da sind Erste, die werden Letzte sein, und Letzte, die werden Erste sein.

© Martin Kornelius