Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth in „einer Stadt im Bergland von Judäa“ - so haben wir es eben gehört. Die Legende kennt auch den Namen dieser Stadt: En Kerem oder Ein Kerem.
Als sich die beiden Frauen begegnen, regt sich das Kind Johannes in Elisabeth. Johannes hüpft vor Freude, wird Elisabeth dazu sagen. Und dann springt gleichsam diese Freude – der Heilige Geist – vom Kind auf Elisabeth über und sie ruft aus:
„Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“
Ja, das ist wirklich ein großer Grund zur Freude: der Heilskönig und Befreier kommt, der ersehnte Messias, und mit ihm beginnt die Zeit der Erlösung.
Das ist die Freude, die der Engel des Herrn verkünden wird:
„Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll.“
Weihnachten, das Fest der Freude.
Weihnachten, die Erfüllung, dass endlich der Messias kommt und die Zeit der Erlösung beginnt.
Aber Weihnachten ist ja noch viel mehr, denn Gott selbst kommt in diese Welt. Gott wird als Kind geboren.
Sprechen wir vom selben Gott, dem Ewigen und Allmächtigen, dem Heiligen? Der Himmel und Erde erschaffen hat? Dessen Stimme Berge erbeben lässt und dessen Herrlichkeit die Himmel rühmen, wie es in den Psalmen heißt?
Ja, es ist der Ewige und Heilige, der hier als Baby geboren wird, der sich hilflos in die Hand eines jungen jüdischen Mädchens gibt und als Kind heranwächst.
Ja, es ist derselbe Gott, vom dem es im Buch Exodus heißt, dass ihn kein Mensch schauen kann, ohne zu sterben – und der hier Mensch wird.
Warum wird Gott Mensch?
Weil wir zur Freude bestimmt sind, zur vollkommenen Freude in seiner Fülle. Deshalb geht uns unser Gott nach, in jede Dunkelheit hinein und durch jede Finsternis hindurch, um uns den Weg zur Freude und zum Leben zu öffnen. „Durch jede Finsternis hindurch“, das ist die Nacht von Ostern. Die gehört natürlich auch dazu, zu unserem Leben und zu unserem Glauben.
Heute aber stehen wir ja vor der Nacht von Weihnachten. Das ist die Nacht der Erwartung, die Nacht der Vorfreude und des Staunens, die Nacht der Erfüllung.
Welch eine Freude, da Gott selbst zu uns kommt.
Wenn wir einander zu Weihnachten etwas schenken, dann wiederholen wir diese Freude. Mit jedem Lächeln, mit jedem Weihnachtsgruß und jedem Weihnachtsgeschenk teilen wir diese Freude – und geben einander schon Anteil an der vollkommenen Freude.
Denn Weihnachten ist nicht nur Erfüllung, sondern auch selbst wieder neue Verheißung. Die Verheißung, dass Er wiederkommen wird, um schließlich die ganze Welt, die ganze Schöpfung in seine Freude hineinzunehmen. Damit Er endlich alles in allem ist.
Weihnachten ist der Beginn dieser letztendlichen Erfüllung der Freude.
Ja, was für ein Gott, an den wir glauben. Ein Gott, der Mensch wird, um uns nahe zu sein und uns durch alle Dunkelheit hindurch den Weg zur Freude zu führen.
Weihnachten ist darum, dass die eigene Seele wie ein Kind vor Freude und Erwartung hüpft und wir gleich wie Elisabeth rufen: Wer bin ich, dass mein Herr zu mir kommt?